Talent des Monats: Mary O’Connor

Foto: Mary O’Connor und Vater am Strand in Galway

Mary O’Connor mit Vater und Hund

Musik im Konzertsaal zu erleben ist etwas anderes, als sie aus dem Radio oder gar übers Internet als mp3-Datei  zu hören. Auch ein im Buch oder als Plakat abgedrucktes Gemälde hat nicht die Kraft, die das Original ausstrahlt. Von Skulpturen wollen wir gar nicht erst reden.

Die Collagen der sympathischen Künstlerin Mary O’Connor zählen zu den Arbeiten, die man live sehen muss. Schon aus der Ferne bezaubern die Farben. Doch erst wenn man näher tritt, begreift man ihre ganze Schönheit.

Foto des Gemäldes »When I Fall I Fly«

When I Fall I Fly
Papiercollage auf Leinwand, zusammengesetztes Blattgold, 100 cm × 150 cm

Auch moderne Displays können das Spektrum der Farben kaum wiedergeben, spätestens am verwendeten Blattgold müssen sie scheitern. Deshalb zeigen wir in diesem Beitrag nur drei Arbeiten – allesamt aus der Serie Divine Forest (auf deutsch Göttlicher Wald).

Logo Discovery Art FairWem sie Appetit auf mehr machen, dem bietet sich am kommenden Wochenende (28. April bis 1. Mai 2022) die einmalige Gelegenheit, die Discovery Art Fair Cologne zu besuchen. Dort wird Mary ihre Arbeiten zeigen. Zum bisher zweiten – und hoffentlich nicht zum letzten – Mal.

Aber der Reihe nach:

Galway

Four Green Fields nannte Tommy Makem in seinem Lied die vier historischen Provinzen Irlands. In der nordwestlichsten, Connacht, liegt die kleine Stadt Galway – ungefähr auf halber Strecke des Wild Atlantic Way (Slí an Atlantaigh Fhiáin), heute mit über 2500 km eine der längsten zusammenhängenden Küstenstraßen der Welt.

Dort, in Galway, kam Mary O’Connor 1975 zur Welt – als eines von sechs Kindern. Für sie ein Privileg: Sie durfte in der einmaligen Landschaft am Meer aufwachsen, die Schönheit der rauen Küste erkunden, unter die Steine am Silverstrand Beach gucken und die Tierwelt bewundern. Die zerklüftete Westküste ist für sie alles gleichzeitig: grausam, ungefesselt, tröstlich und bezaubernd.

Nature – the most powerful and appreciated muses known to man – has influenced my art both past and present as I am to draw attention and to gain appreciation for the beauty it so graciously provides.

Viel Zeit verbrachte sie dort mit ihrem Vater, wenn der nicht gerade auf Tour war, die irischen Küstenorte mit Paddy Irish Whiskey oder anderen Spirituosen zu beliefern. An ihm bewunderte sie das Talent, scheinbar nutzlosen Dingen auf kreative Art neuen Sinn zu schenken. Dingen, an denen andere achtlos vorbeigingen. Uns scheint, dass sie es geerbt hat.

Self Taught Artist

Foto: Mary O’Connor beim Arbeiten

Mary O’Connor

Natur und Vater inspirierten Mary O’Connor von Anfang an. Doch es dauerte noch, bis sie begann, die Collagen zu gestalten, die wir heute als Unikate bestaunen können.

Fünfzehn Jahre lang war Mary O’Connor Head Visual Merchandiser des wichtigsten Hauses der Modekette Zara in Frankfurt am Main, bevor sie nach Calamine zog, einem kleinen Ort in Belgien, direkt neben Aachen und nah an der niederländischen Grenze. Was in Irland die Küste, sind hier die Wälder:

I especially love the natural muffled smell of nature after it has rained. This is the time I can mostly observe the landscapes textures and colors as they are unveiled, vibrant and deep.

In Kumulus (einem Kunstzentrum in Maastricht), lernte sie viel über gestalterische Grundlagen und Technik, nach Beginn der Corona-Pandemie bildete sie sich online weiter.

Die Collagen

Für viele Künstlerinnen und Künstler bedeutete der Lockdown eine besonders schwere Zeit. Mary nutze ihn und arbeitete intensiv daran, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Sorgfältig wie sie schon bei Zara mit Farben und Stoffen umging, so detailliert und genau arbeitet sie heute mit den unterschiedlichen Materialien an ihren Collagen.

Diese leben vom feinsinnigen Umgang mit Materialien und Farben ebenso wie von Ausdauer und Beharrlichkeit die schon dem Vater eigen waren, wenn er aus einem Guiness-Fass einen Grill baute oder Reste von Mooreichen sammelte und daraus Pflanzentöpfe schuf.

Foto der Collage »Best Buds«

Best Buds
Papiercollage auf Leinwand, zusammengesetztes Blattgold, 100 cm × 100 cm

Ob Altpapier oder Seidenpapier – Mary O’Connor schafft sich ihr eigenes Material, verwendet ausgeklügelte und selbst erfundene Techniken. Ganz wichtig die vielen transparenten Schichten: Schritt für Schritt haucht sie so den organischen Bildern Leben ein. Und wir können kaum anders, als näher zu treten, noch einmal intensiver  zu gucken, bis wir glauben, das Moos und die Rinden riechen zu können, in all ihrer – teils morbiden – Schönheit.

Das Gold

Eine besondere Bedeutung hat das Blattgold. Sie vewendet es, seitdem sie von einer Reise in ihre Heimat zurückkam und ihr klar wurde, dass sie die in irischen Häusern üblichen wärmenden Kaminfeuer schon lange vermisst hatte:

The use of gold leafing in my art work originated after returning from a visit to Ireland 5 years ago where I realised how much I had missed the welcoming glow of an open wood burning fire place, which is a common staple in an Irish home.

Foto der Collage »Safe in Your Arms«

Safe in Your Arms
Papiercollage auf Leinwand, zusammengesetztes Blattgold, 100 cm × 100 cm

Was erwartet uns in Köln?

Im neuesten Projekt geht es um die durch Klimawandel bedrohte Natur, in die sie bei ihren täglichen Wanderungen eintaucht: um Rinden, umgestürzte oder beschädigte Bäume, Baumstümpfe, die immer noch Kraft und Würde ausstrahlen. Sie stehen für Chaos und die Zerstörung des Lebens. Und trotzdem: Wieder gilt es, genauer hinzuschauen, um zwischen den Ritzen, die die Hoffnung darstellen, eine neue Saat zu entdecken.

My current project is collage depicting a forest environment of fallen trees and bark structures. This is the nature I am immersed in my daily hikes. Some of the trees i recreate are partially damaged but remain magnificient. I do this to draw attention to the destructiveness of climatre change and to evoke empathy from the viewer but also to illustrate the strength and dignity in nature no matter what condition it appears to be in. For me broken down, damaged tree stumps depict life’s chaos and destruction. However the transluent layering I employ invites the observer to take a closer look for a new seeding being nursed to life between the crevices which depict hope.

Wir sind gespannt auf das kommende Wochenende!

Mehr

Unsere Reihe Talent des Monats

Etwa einmal pro Monat stellen wir in dieser Rubrik Künstlerinnen und Künstler vor. Treu nach unserem Motto Bilden schützt – wobei wir uns nicht auf Bildende Kunst beschränken 🙂

Ansprechpartner

Foto: Armin Briatta
Armin Briatta
Telefon: +49 173 6549710
E-Mail: armin.briatta@dbbakademie.eu
mehr über Armin Briatta

Berufserfahrung

  • Arbeit mit direktem Kundenkontakt in der Gastronomie
  • Arbeit als Fotograf bei gesellschaftlichen Anlässen
  • Seit über 20 Jahren freiberuflicher Webdesigner

Aus- und Fortbildungen

  • Diplomierter Kommunikationsdesigner Schwerpunkt Fotografie (1987)
  • Fortbildung zum Multimediaentwickler (2002)

Kommentare (6) Schreibe einen Kommentar

  1. Echt schöne Bilder. Haben wir in Frankfurt gesehen, wirklich beeindruckend, die Kraft dieser Farben lässt sich hier nur schwer als Foto darstellen. Und sehr Sympathische Künstlerin.

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  2. Was für ein tolles Kunstprojekt! Die Bilder beieindrucken sogar digital.
    Ich wünsche Frau O Connor viel Erfolg in Köln!

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  3. Toller Artikel, tolle Künstlerin,
    hatte die Freude die Künstlerinn und ihre Arbeiten auf der Art fair in Köln zu treffen. Die Beschreibung ihrer Arbeiten ist sehr gefühlvoll und auf den Punkt gebracht. Klasse .

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